Nun, da die Ergebnisse des heuer erstmals zwischen den drei MedUnis (Graz, Innsbruck, Wien) vereinheitlichten Zulassungstests vorliegen, bestätigt sich (in einer zugegebener Weise so nicht erwarteten Präzision) die an dieser Stelle getätigte Vorhersage eines "Gender-Gaps" von zumindest 10 Prozentpunkten: exakt waren es 10,1 Prozentpunkte (von 58,4% angetretenen Frauen erhalten 48,3% einen Studienplatz).
Die selbstzufriedene Presseaussendung der zuständigen Vizerektoren las sich dann so: "Es ist gelungen, Aufnahmeverfahren zu entwickeln, die den bestgeeigneten BewerberInnen das Medizin- bzw. Zahnmedizinstudium ermöglicht und die wissenschaftlichen Ansprüche von Testfairness erfüllen."
- diese Aussage holpert nicht nur grammatikalisch, sondern ist auch inhaltlich durch nichts belegbar und völlig an den Haaren herbeigezogen.
Aber wir nehmen den Standpunkt der VizerektorInnen hiermit zur Kenntnis: Männer sind für das Medizinstudium (deutlich) besser geeignet als Frauen…
Medizin-Studium: Frauen auch bei neuem Test schlechter
Während etwa jeder fünfte Mann aufgenommen wurde, konnte nur jede siebte Frau einen Studienplatz ergattern. Der Gender Gap ging aber im Vergleich zum Vorjahr etwas zurück.
Frauen haben auch beim neuen, heuer erstmals an allen drei Medizinischen Universitäten einheitlichen Aufnahmetest für das Medizinstudium schlechter als Männer abgeschnitten. Insgesamt haben 4883 Frauen (58,4 Prozent) und 3481 Männer (41,6 Prozent) im Juli den Test geschrieben. Qualifiziert haben sich an den drei Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck aber weniger Frauen als Männer: 48,3 Prozent Frauen stehen im kommenden Herbst in den Hörsälen 51,7 Prozent Männern gegenüber.
Über den "Gender Gap" wird seit Jahren diskutiert - er ist aber im Vergleich zum Vorjahr aber etwas kleiner geworden: Vergangenen Sommer waren in Innsbruck ebenfalls rund 58 Prozent der Testteilnehmer Frauen, aufgenommen wurden 47 Prozent. In Graz waren 57 Prozent Frauen beim Test dabei, unter den Aufgenommenen stellten sie 42 Prozent.
Ähnliches Verhältnis in drei Städten
In Wien ist ein direkter Vergleich mit dem Vorjahr nicht möglich, da "gendergerecht" ausgewertet und dabei die Ergebnisse nach Geschlechtern getrennt ermittelt wurden und so die Quote bei Kandidaten und Aufgenommenen gleich hoch war, was auch zu Klagen männlicher Bewerber führte. Kaum Unterschiede gab es heuer übrigens bei den Frauen-Erfolgsquoten der einzelnen Unis: In Wien gingen 48,6 Prozent der Studienplätze an Frauen, in Innsbruck 49 Prozent und in Graz 46,7 Prozent.
Wissenstest und kognitive Fähigkeiten
Die Vizerektoren der drei Medizin-Unis beurteilten das neue Aufnahmeverfahren positiv: "Es ist gelungen, Aufnahmeverfahren zu entwickeln, die den bestgeeigneten BewerberInnen das Medizin- bzw. Zahnmedizinstudium ermöglicht und die wissenschaftlichen Ansprüche von Testfairness erfüllen."
Das neue Aufnahmeverfahren besteht aus einem Wissenstest, einem Textverständnistest und einem Teil, der kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten bewertet. Bewerber für das Zahnmedizin-Studium mussten auch manuelle Fertigkeiten unter Beweis stellen. Bisher setzten Wien und Innsbruck auf den in der Schweiz entwickelten Eignungstest für das Medizinstudium (EMS), der vor allem kognitive Fähigkeiten überprüfte. Die Medizin-Uni Graz wickelte die Aufnahme dagegen über einen selbst entwickelten Wissenstest ab.
Für das kommenden Jahr ist bereits geplant, für das Aufnahmeverfahren auch soziale Kompetenzen zu berücksichtigen. Außerdem sollen die nun gewonnenen Daten gemeinsam mit einem aus internationalen Experten zusammengesetzten Advisory Board analysiert und so "einzelne Elemente der Tests weiterentwickelt" werden, so die Vizerektoren.
Originalbeitrag aus: Die Presse (08.08.2013, 12:05), welcher später modifiziert wurde.
Kommentare
Wie lange müssen wir uns noch dieses offensichtlich ahnungslose und inkompetente Rektorats- BlaBla anhören? Propaganda und Selbstbeweihräucherung wohin man blickt, das ganze auch noch mit unserem Geld finanziert.
Und es tröstet mich auch nur wenig, dass die Vizerektoren von Graz und Innsbruck den gleichen Schwachsinn absondern.
Die offensichtliche Sorglosigkeit mit der hier an eine elementar wichtige Sache herangegangen wird, ist erschreckend. Es fehlt jedes ernsthafte Bekenntnis zu validen Auswahlverfahren. War es das letzte Jahr noch der böse EMS, der die Anwendung von Quoten "erzwang", haben wir heuer exakt die gleiche Situation - auch wenn die Presse die Rektorats-Aussendungen brav nachbetet, dass alles besser wurde.
Was ist das für ein Desaster! Zuerst kündigt man den Vertrag mit dem EMS-Anbiet, weil die erhaltenen Ergebnisse nicht valide sind und Frauen benachteiligen. Dann versucht man einen eigenen Test auf die Beine zu stellen, schafft das aber nicht. Als Folge davon nimmt man das Grazer Modell, welches man die Jahre davor als dem EMS krass unterlegen dargestellt hat.
Dann hat man mit diesem Test exakt das gleiche Ergebnis wegen dem man vom EMS abgekommen ist...
Das wäre selbst dann blamabel, wenn wir bei einer solchen Vorgangsweise Geld sparen würden... Ist das so?
@Gabi: nein, der aktuelle Test ist nicht billiger als der EMS - es verdienen nur andere Leute daran. Das wiederum dürfte ein erwünschter (Neben)Effekt sein. Es gilt die Unschuldsvermutung...
zwei überforderte Vizerektorinnen und ein rechtskräftig verurteilter Rektor. Wir sind ziemlich gut aufgestellt...
Danke, Dieter!! : )))