Mit der Internet-Voranmeldung startete Freitag (1. Februar) das – von den drei Medizin-Unis in Wien, Innsbruck und Graz erstmals gemeinsam durchgeführte – Auswahlverfahren der 1500 Medizin-Anfängerstudienplätze des Studienjahrs 2013/14. Die diesem Test zugrunde liegende Verordnung war vom UniRat der MedUni Wien im Eilverfahren "durchgewunken" worden, obwohl schon im Vorfeld klar sein dürfte, dass auch dieses Auswahlverfahren mit bedeutenden Problemen behaftet ist und der für die Lehre maßgeblich zuständige Senat eine ausgesprochen kritische Stellungnahme abgegeben hatte. So war man in allerletzter Minute offenbar völlig vom ursprünglichen Plan einer Eigenentwicklung dieses Auswahlverfahrens abgekommen (nicht ohne vorher einiges an Ressourcen in dieses Projekt gesteckt zu haben), und lehnt sich nun weitgehend an das bislang von der MedUni Graz praktizierte Modell an.
Dass man vom EMS abrückt, um nach der Gender-Quoten Diskussion aus den Schlagzeilen zu kommen ist bekannt und nachvollziehbar – alleine, der "Grazer Test" wies bei seiner letzten Durchführung 2012 einen praktisch ebenso großen "Gender Gap" auf (n.b.: der "Grazer Test" ist über weite Strecken ein Wissenstest).
Nichts destotrotz ist auch das für 2013 vorgesehene Auswahlverfahren nur eine Übergangslösung, da für die kommenden Jahre ein dazu völlig unterschiedliches Testmodell eingeführt werden soll (um dies nicht so auffällig darzustellen, nennt man das dann "Weiterentwicklung des Testverfahrens".

Auszüge aus der Stellungnahme des Senates:

Das für das Jahr 2013 geplante Auswahlverfahren entspricht weitestgehend dem bislang an der MedUni Graz angewendeten Verfahren. Dies überrascht insofern, als aus sämtlichen Berichten an den Senat klar hervorging, dass die (Eigen-)Entwicklung eines neuen Testverfahrens gute Fortschritte macht und dieser Test auch wie geplant 2013 einsetzbar sein werde. Das "Grazer Modell" war ausdrücklich nur für den Fall vorgesehen, dass das (auf Basis der Delphi-Umfrage unter den Lehrenden) selbst entwickelte Auswahlverfahren nicht rechtzeitig fertiggestellt werden könne. Vor dem Hintergrund der – auch medial - ausgiebig erfolgten Quotendiskussion und in Kenntnis des bekannten "Gender-Gap" des Grazer Wissenstests ist die Auswahl und der Einsatz dieses Tests nicht nachvollziehbar. ...... Aus Sicht des Senates der MedUni Wien kann der vom Rektorat vorgelegten Verordnung (Entwurf) in dieser Form nicht zugestimmt werden.

Insbesondere regt der Senat folgende Änderungen an:
Der Inhalt der Verordnung muss sich explizit auf das Zulassungsverfahren für das Jahr 2013 beziehen. Strategien bzw. Absichten zu 2014 und 2015ff können – auch in Anbetracht des unausgereiften Planungsstandes - nicht Gegenstand dieser Verordnung sein.

Ausblick und weitere Erfordernisse
Eine Evaluierung des Zulassungsverfahrens 2013 stellt die Basis jedes weiteren Vorgehens dar. Eine solche Evaluierung muss – auch basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit – eigenständig durch die MedUni Wien (als durchführende Universität) erfolgen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn die Auswertung der Ergebnisse der Wiener StudienwerberInnen auch durch die MedUni Wien erfolgt und so die geforderte Objektivität bzw. die Unabhängigkeit in der Überprüfung der neuen/alten Testaufgaben von den Testanbietern gewährleistet wird.
Der Senat der MedUni Wien regt weiters an, allfällige "Conflicts of Interest" der am Planungs- und Entscheidungsprozess beteiligten Personen offenzulegen.

Details zu dem Aufnahmeverfahren

Kernstück des gemeinsamen Aufnahmeverfahren ist der jeweils für Humanmedizin (MedAT-H) und Zahnmedizin (MedAT-Z) einheitliche schriftliche Test am 5. Juli, der drei Teile umfasst:

  • ein Testelement über das schulische Vorwissen aus den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und Mathematik
  • ein Testelement zur Überprüfung der Lesekompetenz und des Textverständnisses sowie
  • ein Teil zur Bewertung der “Kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten”, der wiederum die vier Aufgabengruppen “Zahlenfolgen”, “Gedächtnis und Merkfähigkeit”, “Figuren zusammensetzen” sowie “Mathematisches Denken” umfasst.

Der Aufnahmetest findet am 5. Juli statt, die Kostenbeteiligung der einzelnen StudienwerberInnen beträgt 97 Euro. Für das kommende Studienjahr stehen an den drei Medizinischen Universitäten 1500 Plätze zur Verfügung: 740 in Wien, 400 in Innsbruck und 360 in Graz. Wie bisher gehen 75 Prozent der Studienplätze an Kandidaten mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Bewerber aus der EU und fünf Prozent an Studienwerber aus Drittstaaten.