Die Wahlen sind beendet, das Ergebnis liegt vor. Die Wahlbeteiligung war größer als bei der letzten (jedoch geringer als bei der ersten) BR-Wahl, u.a. bedingt durch eine vermehrte Stimmabgabe der KollegInnen in Facharztausbildung, die mit der Liste "Assistenteninitiative" erstaunlich un-gegendert antraten.
So weit so gut!
Jedes Engagement ist zu begrüßen. Wenn nicht bloß dieser fade Nachgeschmack bliebe, dass diese AssistentInnen-Initiative von MandatarInnen der ÖVP-nahen Vereinigungsfraktion vereinamt wird. Die Herren Andreas & Widhalm waren zudem ja auch schon zuletzt Betriebsräte (allerdings damals offensichtlich für die Vereinigung). Konnten oder wollten sie Ihre Interessen dort nicht formulieren oder in welchem Fall wurden Forderungen z.B.: in Bezug auf die Umsetzung des AP 7 nicht mit voller Kraft vom BR unterstützt?
Und Fr. Judith Böhm sitzt für die ÖVP-nahe ÖMU als Studierendenvertreterin (!) im Senat und jetzt auch im BR. Die Vereinigung hat/hatte seit Jahrzehnten das Sagen in der Ärztekammer. Wer oder was hat sie darin gehindert, die berechtigten Forderungen der AssistentInnen so aktiv zu unterstützen, dass diese Bemühungen erkennbar gewesen wären und z.B. in einer Umsetzung des AP 7 mündeten? (NB: Welche Rolle spielte die Vizerektorin für klinische Angelegenheit dabei? Warb sie aktiv für diese (verdeckte) Vereinigungsliste? Ist das Ausdruck eines politisch korrektes Verhaltens? Woanders würden MinisterpräsidentInnen dafür zurücktreteten)

Unklar blieb auch, warum die KandidatInnen der Listenplätze 1-4 (Helga Radner, Martin Andreas, Jolanta Siller-Matula, Gregor Bartel) keine Möglichkeit sahen, die Funktion des/der Betriebsratsvorsitzenden wahrzunehmen. Gut, die Listenerste Helga Radner geht demnächst ins Ausland. War ihr das vor der Wahl unklar? Die anderen schwiegen jedoch. Oder gehen alle ins Ausland? Und was sollen wir von einer Listenreihung halten die nach der Wahl nicht ist, was sie vor der Wahl vorgibt zu sein? Dieses Verhaltensmuster kennen wir doch von der "großen"Politik: "Kandidiere als Erste/r, aber nach der Wahl: Sorry, war nicht so ernst gemeint!" Könnte doch glatt als Wahl-Fake bezeichnet werden, oder?

Quid quid id est, alea iacta est (= Das Würfelspiel ist geworfen und somit die Würfel in der Luft!). So fanden die Entscheidungen in der konstituierenden BR–Sitzung dann statt: Von den 20 Betriebsratsmandaten (bei 1129 gültig abgegebenen Stimmen) verteilen sich auf:

Koalition Assistentenliste-Vereinigung: Ass.Liste (426 Stimmen = 8 Mandate) + (offensichtliche) Vereinigung (138 Stimmen = 2 Mandate): 564 Stimmen = 10 Mandate
AMM und GAKU: AMM (289 Stimmen = 6 Mandate) + GAKU (229 Stimmen = 4 Mandate): 518 Stimmen = 10 Mandate

Bei der Wahl des BR-Vorsitzes zählt bei Mandatsgleichstand die absolute Stimmenanzahl, also trotz 10:10 Mandaten: Vereinigungskoalition vs AMM & GAKU = 564 vs 518.
Das weitere ergibt sich dann aus der gebildeten Koalition der Assistentenliste mit der Vereinigung und den gesetzlichen Wahlbestimmungen:

Vorsitz: Thomas Perkman (Ass.Liste) bei Mandatsgleichstand (10:10), Entscheidung durch stimmenstärkste Gruppe = Assistentenliste-Vereinigung = 564 Stimmen
1. Stellvertreter Martin Andreas (Ass.Liste vormals Vereinigung), Gleichstand, Entscheidung durch Vorsitzenden (mehrheitlich) = 564 Stimmen
2. Stellvertreter Peter Birner (Vereinigung), Gleichstand, Entscheidung durch Vorsitzenden (mehrheitlich)= 564 Stimmen
3. Stellvertreter Ingwald Strasser (AMM) einstimmig = 20 Mandate = 1082 Stimmen
4. Stellvertreterin Anita Holzinger (GAKU) einstimmig = 20 Mandate = 1082 Stimmen

Ja, dann freuen wir uns schon einmal auf eine konstruktive Zusammenarbeit im BR mit jenen, die abseits der Vereinigungsziele denken können und wollen!