Der Druck vonseiten der oberösterreichischen Landespolitik – angeführt von Landeschef Josef Pühringer – für eine eigene Medizin-Uni wird immer größer: Mit breiter medialer Unterstützung kämpft man darum, nach Wien, Graz und Innsbruck auch in Linz künftig Mediziner ausbilden zu dürfen. Das Pikante an dem Modell: Es könnte richtungsweisend für die Zukunft der Medizinerausbildung in Österreich sein. Erst 2004 wurden eigenständige Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck gegründet. Bis heute gibt es Stimmen, dass man die Entwicklung umkehren und die Med-Unis wieder zu Fakultäten ihrer Stamminstitutionen machen solle.
Von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) gibt es für eine eigene Medizin-Uni grundsätzlich volle Unterstützung. In erste Linie sei zwar Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) zuständig, schickt Stöger voraus. Zugleich betont der Gesundheitsminister, dass er die Linzer Johannes-Kepler-Universität als Standort für eine Medizinische Fakultät für „sehr geeignet“ halte.
Der SPÖ-Politiker kommt selbst aus Oberösterreich und war vor seinem Wechsel in die Regierung bis Dezember 2008 Obmann der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse. Im öffentlichen Gesundheitswesen wäre Linz seiner Meinung nach ein sehr guter neuer Standort für die Medizinerausbildung.
Dass Minister Stöger die lange gehegten Pläne der Oberösterreicher unterstützt, ist ein starkes Signal. Er ist das erste Regierungsmitglied, das sich öffentlich für eine Medizinerausbildung in Linz ausspricht. Nicht zuletzt stellt er sich damit gegen seinen Ministerkollegen Töchterle, der – wie auch die anderen Wissenschaftsminister vor ihm – bisher sehr zurückhaltend auf die Bestrebungen reagierte. Unter anderem aus finanziellen Gründen.
Seit Jahren schon legen überparteiliche Personenkomitees aus Linz Konzepte und Berechnungen vor. Seit Kurzem versucht man, Töchterle mit einem ganz neuen Modell zu ködern: Die Linzer fordern nicht länger eine eigene Med-Uni, sondern wollen die Medizin als Fakultät in die Uni Linz eingliedern. Erst vor wenigen Wochen haben sich dazu AKH Linz, Landes-Frauen- und Kinderklinik und Landesnervenklinik zur „Universitätskrankenanstalt“ zusammengeschlossen. Diese drei Krankenhäuser würden die Uni-Klinik begründen; das Areal von AKH, Frauen- und Kinderklinik soll zum Campus der Fakultät werden.
Das Pikante an dem Modell: Es könnte richtungsweisend für die Zukunft der Medizinerausbildung in Österreich sein. Erst 2004 wurden eigenständige Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck gegründet. Bis heute gibt es Stimmen, dass man die Entwicklung umkehren und die Med-Unis wieder zu Fakultäten ihrer Stamminstitutionen machen solle. Vor allem in Innsbruck wird die Debatte mit Leidenschaft geführt. Töchterle gilt als Ex-Uni-Innsbruck-Rektor selbst als Befürworter der Wiederzusammenlegung. Eine Medizin-Fakultät in Linz würde daher zum Präzedenzfall.
Töchterle will sich im Mai in der Hochschulkonferenz mit dem Thema befassen. In Linz übt man sich jetzt schon in Optimismus: Bereits 2014/15 könne die Fakultät in Betrieb gehen.
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