Man mag zum Plan der Errichtung einer Medizinischen Universität Linz stehen wie man will – aber dass es gerade die MedUni Wien ist, die sich medial kritisch zur Errichtung dieser Universität äußert, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Ist man doch selbst federführend an der Neugründung einer Medizinischen Universität beteiligt (Karl-Landsteiner Privatuniversität Krems).
Aber zumindest kann man das eigene Lieblingsthema „Quote“ wieder aufgreifen, wenn auch in leicht abgewandelter Form: durch ein „Mehr“ an Medizin-Studienplätzen – in Linz sind 200 zusätzliche Plätze angedacht – werde die heimische Argumentation gefährdet, dass ohne einer Quote für heimische Studierende (beim Eignungstest) die Gesundheitsversorgung gefährdet sei.
So nebenbei wurde das Thema auch genutzt um das Klinisch-Praktische Jahr zu bewerben – eine Werbung die dieses angesichts der chaotischen Planungs- und Umsetzungsabläufe auch dringend nötig hat.
Medizin: Neue Fakultät könnte Quote gefährden
Die kritischen Stimmen gegenüber einer neuen Medizin-Fakultät an der Uni Linz – über die zuletzt wieder heftig diskutiert wurde – mehren sich. Jüngste Befürchtung: Eine neue Med-Fakultät könnte die Quotenregelung in Gefahr bringen, die derzeit drei Viertel der Medizin-Studienplätze für österreichische Bewerber reserviert.
Das gab Karin Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin der Medizin-Uni Wien, am Dienstag vor Journalisten zu bedenken. „Die Quote steht natürlich auch zur Debatte“, so Gutiérrez-Lobos. Das Problem: Je mehr Medizin-Studienplätze es gibt – und in Linz wären 200 zusätzliche Plätze angedacht–, desto weniger leicht kann Österreich argumentieren, dass ohne die Quote die Gesundheitsversorgung gefährdet sei – jene Argumentation, aufgrund derer die EU die umstrittene Regelung vorläufig bis zum Jahr 2016 toleriert.
"Strategisch überlegen"
Gutiérrez-Lobos will die Debatte um die Medizin-Fakultät in Linz nicht prinzipiell bewerten, wie sie betont. „Aber wir haben lange für das Moratorium gekämpft – deshalb sollte man vorher mit der EU abklären, was das für das Verfahren (über die Quotenregelung, Anm.) bedeutet.“ Sie plädiert für eine gesamtösterreichische Betrachtung der Frage: „Ich hätte das gern zuerst einmal durchgedacht, bevor der Wildwuchs einsetzt. Man muss auch strategisch überlegen, was das für das ganze Land bedeutet.“
Dass eine zusätzliche Medizin-Fakultät die strukturellen Probleme im Gesundheitsbereich – Stichwort Ärztemangel in bestimmten Gegenden, womit etwa Oberösterreich argumentiert – lösen könne, glaubt Gutiérrez-Lobos aber jedenfalls nicht. Diese hätten nichts mit der Zahl der Studienplätze zu tun. Vielmehr solle man die angehenden Mediziner beispielsweise früh in Kontakt mit möglichen Arbeitgebern bringen – so, wie das etwa im Zuge des neuen klinisch-praktischen Jahres geplant sei.
entsprechender Artikel in: Die Presse
Kommentare
Die Quote ist sicherlich die eine Seite des Problems. Die andere Seite sehe ich darin, dass in Österreich für die dann vermehrte Zahl an Studienabgängern nach derzeitigem Modell nicht genügend adäquate Ausbildungsplätze (Turnus bzw. Fachausbildung) zur Verfügung stehen und die Jungmediziner "verschlissen" werden. Das ist ja auch mit ein Grund, warum immer mehr Absolventen ins Ausland abwandern.
Da kann ich dir nur zu 100% zustimmen. Der Großteil meiner Tutoren (und, nebenbei: nicht die schlechtesten) ist nach Studienabschluss ins Ausland gegangen (von der Häufigkeit her Schweiz vor Deutschland und GB) weil sie dort bessere Bedingungen vorfinden. Bislang ist meines Wissens nach noch kein einziger wieder zurück gekommen.
Bei uns verarscht man die Leute und treibt sie in den Burnout - und das Rektorat verhöhnt die Leute dann auch noch indem in den Entwicklungsplan von einer Verbesserung der "work-life-Balance" durch flexible Arbeitszeiten geschrieben wird (und gemeint ist offenbar der Schichtdienst).