Am Freitag, dem 6. Juli fand wieder das gemeinsame Aufnahmeverfahren der öffentlichen österreichischen Medizinischen Universitäten (bzw. der medizinischen Fakultät in Linz) statt.
Das (wieder einmal) eindrucksvolle Großereignis – 5.945 StudienwerberInnen stellten sich allein in Wien dem MedAT – fand auch in der Presse seinen Widerhall und wurde von den Verantwortlichen für Wortspenden unterschiedlichen inhaltlichen Gehalts genutzt. Dabei würde es gerade auf inhaltlicher Basis einiges zu diesem Test zu sagen geben – ein Test, der aus PR-Gründen ständig (und kostenpflichtig) "weiterentwickelt" wird obwohl der Testentwickler selbst freimütig zugibt, dass die neuen Module keinen Einfluss auf das Ergebnis haben.
Fragen, welche in ihrem Format den grundlegenden didaktischen Empfehlungen zur Fragengestaltung widersprechen und inhaltlich teilweise die LernZIELE des ersten Studienjahres abbilden. Ein Formentest, dessen Relevanz für eine festzustellende ärztliche Eignung nicht gegeben ist, ein Lerntest welcher Fähigkeiten testet, welche im klinischen Alltag explizit nicht angewandt werden sollten.
Bedauerlich, dass hier seit Jahren jeder Diskurs verweigert wird – zu einem der für eine Universität wichtigsten Themen: der Auswahl der Studierenden.
Für die MedUni Wien bedeutete der heurige Aufnahmetest 5.945 erschienene StudienwerberInnen (von 7.451 Angemeldeten), welche sich in der Messehalle in Wien dem ganztägigen Testverfahren stellten.
Vizerektorin Rieder sprach in der Presse von "unserem jährlichen Rolling-Stones-Konzert" und nutzte die Medienpräsenz auch gleich zur Bewerbung des von der Uni Graz entwickelten Tests: seit der Einführung des Aufnahmetests gäbe es an der MedUni Wien keine Wartezeiten für Seminare und Prüfungen mehr, die durchschnittliche Studiendauer sank, die Absolventenquote stieg… was Rieder dabei tunlichst verschwieg war die Tatsache, dass Studiendauer und Absolventenquoten rein gar nichts mit dem Aufnahmeverfahren zu tun haben, sondern mit dem "neuen" Curriculum und dem darin praktizierten Prüfungswesen.
Aber auch der Entwickler des MedAT ließ in der Presse mit einer Aussage aufhorchen: "Der MedAT ist so programmiert, dass er chancengleich ist, das Ergebnis hängt allein von den Fähigkeiten des Einzelnen ab", so die bemerkenswert inhaltslose Aussage von Martin Arendasy, Leiter des Arbeitsbereiches Psychologische Diagnostik und Methodik an der Universität Graz.
Das Bemerkenswerte am Test:
- die Wissensfragen waren wieder einmal über weite Strecken über dem Niveau des SIP-1 Stoffes. Wenn sich am MedAT das gewünschte bzw. notwendige "Einstiegswissen" in das Medizinstudium definiert, dann müsste man unser Curriculum reformieren – was dann aber sinnvoller Weise ein effektives Prüfungssystem voraussetzen würde…
- mit dem Formentest wird hier ein Element benutzt, welches (in sehr ähnlicher Form) beim EMS als "frauendiskriminierend" dargestellt wurde UND (was ja eigentlich das einzig valide Argument darstellen sollte): die Relevanz solcher Fertigkeiten für eine festzustellende ärztliche Eignung ist nicht gegeben.
- mit der praktizierten Form des Lerntests (zur Einprägung abgebildet waren 8 "Allergieausweise": Foto, Name, Ausweisnummer, bekannte Allergien, Wohnort, Geburtsdatum…) werden Fähigkeiten getestet, welche im klinischen Alltag explizit nicht angewandt werden sollten (Basierend auf dem Foto die Frage nach den Allergien, des Namens des Patienten oder seines/ihres Geburtstages).
- die angewandten Fragenformate stehen in grundsätzlichem Widerspruch zu den an der MedUni Wien verwendeten/zugelassenen Fragenformaten UND den didaktischen Empfehlungen zur Gestaltung von Fragen (welche der folgenden Aussagen ist falsch.. XX enthält NICHT... etc.)
- warum man in einem heimischen Test von "Plastiktüten" sprechen muss, bleibt ebenso unklar wie die (bei diesem Test zum wiederholten Mal erfolgte) Verwendung des Begriffs "Vorkammer" (statt Vorhof). Dass man in Zeiten der Gültigkeit der neuen Rechtschreibung das Wort "unseelig" kreiert ist noch halbwegs verständlich, die Formulierung "eine gesunde, geschlechtsreife Frau" vielleicht schon etwas weniger…
- auch inhaltlich ließe sich einiges diskutieren – dass z.B. im Blutkreislauf wie behauptet der Weitertransport des Auswurfvolumens (..) in die Peripherie zu einem peripher tastbaren Pulsschlag führt, stimmt so definitiv nicht….
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