Die von mehreren Seiten (darunter auch Rektor Müller in einer Presseaussendung) geäußerten Bedenken zur Ausbildungsqualität an privaten medizinischen Universitäten sind angesichts der dortigen klinischen und personellen Infrastruktur teilweise verständlich – wenn auch als pauschaler Vorwurf so nicht haltbar. An der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (Salzburg) ist das erfolgreiche Bestehen des USMLE verpflichtend und ähnliche Planungen gibt es auch für die KLPU (Krems), während dieses Modell an der MedUni Wien (zumindest von vergangenen Rektorat) entschiedenst abgelehnt wurde (wie auch alle anderen Maßnahmen mit denen man die Qualität der eigenen AbsolventInnen objektivieren und zumindest österreichweit vergleichbar machen hätte können).
Insofern sind hier sicherlich differenziertere Betrachtungsweisen gefordert – wie sie aber auch vom österreichischen Wissenschaftsrat in einem Bericht angestellt werden, in dem der Wissenschaftsrat treffend festhält: "Im Sektor Privatuniversitäten ist ein weit über ein begründetes Differenzierungsinteresse hinausgehendes, auch noch mit schwerwiegenden Schwächen verbundenes hohes Maß an institutioneller und wissenschaftlicher Inhomogenität festzustellen. (….) Auch könnte im einen oder anderen Falle an einen Systemwechsel gedacht werden, nämlich an eine Umgründung von Privatuniversitäten in private Fachhochschulen (ein Gedanke, der auch im Privatuniversitätensektor selbst auftritt)."

EIne Reihe von Bedenken schlägt den inflationär auf dem heimischen Bildungsmarkt auftauchenden medizinischen Privatuniversitäten entgegen: Dort, wo qualitativ hochwertiges Lehrpersonal von anderen (öffentlichen) Universitäten (vorzugsweise stundenweise) engagiert wird, sind Interessenskonflikte vorprogrammiert, da die private Lehrtätigkeit zumindest ab einem nennenswerten Umfang fast notwendiger weise zu Lasten der im Zuge diverser budgetärer Engpässe immer weiter geschrumpften Lehrkapazitäten der öffentlichen Unis geht.
Andererseits zeigten die Beispiele KLPU (Krems) und SFU (Wien), dass die Suche der Privatuniversitäten nach kompetenten Vortragenden plötzlich der universitären Lehre einen (nicht nur finanziellen) Wert gab – in Zeiten der weitgehenden finanziellen nicht-Abgeltung der Lehrtätigkeit an öffentlichen Universitäten ein Zeichen von unschätzbarem Wert, sowohl für die Lehrenden als auch für den Stellenwert der Lehre an sich.
Dort wiederum, wo Privatuniversitäten auf nicht-universitäres Personal zu(rück)greifen, werden Landeskrankenhäuser per Federstrich zu Universitätskliniken ernannt und das solcherart in den Stand der Universitätslehrer aufgestiegene Personal mit phantasievollen Titeln ausgestattet, welche zwar Selbstbewusstsein und akademischen Anspruch der Titelträger fördern, die (teilweise identen) Titel an öffentlichen Universitätten jedoch konterkarieren. So sind uns alle die anspruchsvollen Erfordernisse bewusst, welche in Forschung und Lehre erfüllt werden müssen um an der MedUni Wien den Titel eines Assoziierten Professors zu erlangen – in Niederösterreich ist es gewissermaßen die "Basisbezeichnung" eines in den Lehrbetrieb eingebundenen Spitalsarztes.
Aber abseits dieser (Selbst)Eitelkeiten – wie gerechtfertigt ist die Kritik an der Qualität der Ausbildung, welche durch die Privatuniversitäten vermittelt wird? Dies war ja das zentrale Argument einer Presseaussendung von Markus Müller ("Zweiklassenausbildung bis hin zum Doktor med light").
Nun: das ist nicht so pauschal zu beantworten. Das Grundübel ist jedenfalls das Fehlen jeglicher Kriterien anhand derer man die Ausbildungsqualität (bzw. das Wissen der AbsolventInnen) der jeweiligen medizinischen Universitäten vergleichen könnte. Das hat jedoch einen durchaus systematischen Ansatz, und gerade die MedUni WIen vermeidet eine solche Erhebung für ihre AbsolventInnen hartnäckig – findet jedoch offensichtlich nichts dabei, (z.B. im Organisationsplan) den eigenen AbsolventInnen eine "international vegleichbare Outcome-Qualität" zuzuschreiben – wohl wissend, dass es keinerlei Evidenz (nicht einmal eine diesbezügliche Erhebung) für diese kühne Behauptung gibt.
Insofern war die Replik der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (Salzburg) auf die pauschale wiener Kritik an den Privatuniversitäten nicht nur vorhersehbar, sondern auch gerechtfertigt: Wie der dortige Rektor Herbert Resch in einer Aussendung festhielt, ist eine erfolgreiche Absolvierung des ersten Teils der amerikanischen Zulassungsprüfung (USMLE, Step 1) an der Paracelsus Universität eine notwendige Voraussetzung für den Studienabschluss und auch aus Krems ist bekannt, dass der USMLE Teil des dortigen Studiums werden soll. Solch mutige Pläne vermisst man in Wien, würden sie doch einen direkten (und im Idealfall österreichweiten) Vergleich der StudienabsolventInnen und damit letztlich auch der Ausbildungsqualität ermöglichen – eine in jeder Hinsicht interessante Perspektive….