Bei einem Gesprächstermin der Abteilungs- und OrganisationseinheitsleiterInnen des klinischen Bereiches haben die ProfessorInnen offenbar Angst vor der eigenen (ohnehin nur rudimentär gezeigten) Courage bekommen und sich für ihren (unten stehend wiedergegebenen) "unziemlichen" Brief an den Rektor entschuldigt.
Wie sagte schon Erhard Busek als Vorsitzender des Universitätsrates in seiner ersten Amtsperiode zu den anwesenden (Senats)Professoren: "Sie stehen nicht im Rufe, eine Heldenkompanie zu sein"...

S.g.
Herrn Rektor
Univ. Professor Dr. Wolfgang Schütz
Magnifizenz,
sehr geehrter Herr Rektor Univ. Professor Dr. Schütz!
Wir, die unterfertigten Organisationseinheits- und AbteilungsleiterInnen wenden uns offiziell an Sie, um Sie über die bestehenden, aus der Betriebsvereinbarung zum Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz resultierenden massiven Probleme und Defizite zu informieren.

Die unterzeichnenden Organisationseinheitsleiter und Abteilungsleiter finden es sehr bedauernswert, dass sie in die Ausarbeitung der neuen Betriebsvereinbarung nicht eingebunden wurden.
Für die sich aus dieser Tatsache ergebenden massiven Organisationsdefizite in Klinik, Forschung und Lehre an der MedUni wird jede Verantwortung zurückgewiesen. Letztere sind in erster Linie durch den Fehlbestand von 180 ärztlichen Kollegen und Kolleginnen während des Routinezeitraumes verursacht, und inkludieren ein beträchtliches Missverhältnis des verbleibenden ärztlichen Personals in Bezug auf die angeforderten Leistungen, deutliche Ausbildungsdefizite durch das Fehlen von Fachärzten und Fachärztinnen welche nicht für Ausbildungsbelange zur Verfügung stehen, massive Probleme in der Kontinuität der ärztlichen Betreuung von Patientinnen und Patienten, eine substantielle Konzentration und Verdichtung der Leistungen im Routinebetrieb sowie eine massive Verlagerung von Leistungen in den Journaldienstzeitraum.

Die beschriebenen Effekte führen unter anderem zu einem messbaren Qualitätsverlust in der Patientenbetreuung und einer Überbeanspruchung der Ärzte und Ärztinnen im Journaldienst, welche die Möglichkeit wissenschaftlicher Arbeit am Tag nach dem Journaldienst ad Absurdum führt. Da die Definition des Leistungsspektrums und die Sicherstellung der medizinischen Versorgungsqualität eine strategische Aufgabe der Trägerorganisationen - der Medizinischen Universität Wien sowie des AKHs - sind, sehen sich die Unterzeichnenden außerstande, isolierte und unkoordinierte Reduktions- und Leistungsverschiebungsmaßnahmen auf Abteilungs- und Klinikebenen durchzuführen oder umzusetzen, da dies zu einer überproportionalen Leistungsreduktion, zu weiterem Qualitätsverlust und aus unserer Sicht zu Einlassfahrlässigkeit führen würde.

Wir verweisen darauf, dass ohne eine eindeutige Definition der nicht mehr zu erbringenden Leistungen bzw. der Patientengruppen, welche nicht mehr versorgt werden können, eine Reduktion der Medizinischen Leistungen nicht möglich ist.

Mit Verweis auf den Inhalt der Betriebsvereinbarung, in welcher festgehalten ist, dass es bei beträchtlichen betrieblichen Schwierigkeiten bzw. einer Reduktion der medizinischen Leistungsfähigkeit der Kliniken im AKH Personal zur Verfügung gestellt wird, ersuchen wir dringend um die Kompensation des durch die Betriebsvereinbarung verursachten Fehlbestandes von 180 ärztlichen Dienstposten. Da aus unserer Sicht die Lösung der entstehenden Problematik nur gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden kann, ersuchen wir dringlich um einen Gesprächstermin für die vom ärztlichen Direktor lt. Statuten eingesetzte Exekutivkommission des Primarärztekollegiums des AKH Wien. Wir hoffen, Ihnen mit diesem Informationsbrief die Dringlichkeit und den Ernst der Problematik vermittelt zu haben, und freuen uns auf einen gemeinsamen, konstruktiven Lösungsprozess.

Hochachtungsvoll Christoph Zielinski und Heinz Kölbl
Vorsitzender und stv. Vorsitzender der Exekutivkommission des Primarärztekollegiums des AKH

im Namen der unterfertigten Organisationseinheits- und AbteilungsleiterInnen der Medizinischen Universität Wien und des AKH Wien

Verteiler:
Frau Vizerektorin Univ. Prof. Dr. Christiane Druml

Vorsitzende des Universitätsrats, Herrn Dr. Erhard Busek und Frau Dr. Elisabeth Hagen
Herrn Direktor der Teilunternehmung des AKH, Herrn Univ. Prof. Dr. R. Krepler