Teilweise befeuert von der Diskussion um die Zukunft der im Zuge des Aufnahmeverfahrens angewendete Quotenregelung zeigten sich in den letzten Wochen grundlegend unterschiedliche Ansätze zur Medizinerausbildung und zu Strategien zur Vermeidung eines Ärztemangels. Vorgeprescht war der ehemalige Verteidigungsminister Norbert Darabos in seiner aktuellen (bislang weitestgehend unbekannten) Funktion als burgenländischer Gesundheitslandesrat. Darabos forderte zur Vermeidung eines Ärztemangels mehr Studienplätzen und erneuerte die Diskussion um eine neue Medical School in Tirol. Markus Müller bezeichnete dies in einem Interview als "provinzielle Versorgungsdebatte". Da rund 40 Prozent der fertigen Mediziner Österreich verlassen, könne man von keinem Produktionsproblem sprechen.
(Interessant die in diese Zusammenhang publizierten Daten: in die österreichische Ärzteliste tragen sich demnach nur zehn Prozent der deutschen Absolventen ein - von den insgesamt 603, die zwischen 2008 und 2012 abschlossen, stehen laut Zahlen der Statistik Austria nur 46 – und damit 7,5 Prozent – dem österreichischen Gesundheitssystem zur Verfügung)
"Wenn unsere Spitals- und Versorgungslandschaft für die Absolventen so unattraktiv ist, werden wir durch eine erhöhte Produktion nicht weiterkommen." Die derzeitige Diskussion verlagere das Problem nur auf einen anderen Bereich, so Müller: "Das ist eigentlich kein Thema der Universitäten, der Forschung oder der Ausbildung, sondern ein rein regionales Versorgungsthema und eine Art Stellvertreterkrieg auf dem Rücken der Unis."
Darabos sei dafür verantwortlich, die Attraktivität der Versorgungslandschaft im Burgenland zu gewährleisten, so Müller.
Kurz darauf konferierten die Gesundheitsreferenten aller Bundesländer und forderten danach einstimmig eine Erhöhung der Anzahl der Studienplätze an den Medizinischen Universitäten. Der steirische Landesrat Christopher Drexler: "Wir suchen in allen Bereichen von den niedergelassenen Ärzten über das Spital bis zu den Reha-Einrichtungen. Gleichzeitig haben wir Zugangsbeschränkungen – es sitzen tausende in der Grazer Stadthalle bei der Eignungsprüfung, dann werden nur ein paar hundert aufgenommen".
Man habe sich auch zu anderen Themen verständigt, so Drexler - zum Beispiel bei der Belastung der Länder durch das KA-AZG: Es gehe dabei um die "besoldungsrechtliche Abfederung der Krankenanstalten" und um eine erhebliche Ausweitung der ärztlichen Dienstposten. Es gebe nämlich eine Dilemma: Die zusätzlichen Dienstposten könne man sich nicht leisten.
Darüber hinaus forderte die Gesundheitsreferentenkonferenz auch eine Evaluierung des Aufnahmeverfahrens in Richtung "Soziale Kompetenz", eine – speziell in Bezug auf das diese Forderung aussprechende Gremium – überaus interessante Forderung.
Kommentare
interessanter Zugang zum bestehenden Problem. Und sehr überraschend, dass die Bundesländer da über alls partei- und ideologiegranzen hinweg einen Konsens finden. Das muss ja fast ein Echo in Wien verursachen...
na, den Konsens finde ich nicht so überraschend. Die Länder wünschen, dass der Bund zahlt, darauf kann man es herunterbrechen.
So läuft das in Österreich - der Bund soll mehr Mediziner produzieren, dieses "mehr" wird aber ohnehin nicht angestellt, also laufen uns die Ärzte davon, also müssen wir mehr ausbilden...
und mit dem Geld, das uns auf Landesebene übrig bleibt gründen wir dann eine Privatuniversität wo - ganz konkretes Beispiel aus Niederösterreich - die für die Krankenversorgung vorgesehenen Gelder dazu verwendet werden, um räumliche Adaptierungen für die Privat-Studierenden vorzunehmen.