Dienstag nachmittag wurde die Suspendierung des Leiters der Universitätsklinik für Chirurgie sowie die Einleitung (weiterer) dienstrechtlicher Schritte durch den Rektor der MedUni Wien bekannt gegeben. Hintergrund sind (nun offenbar bestätigte) schwere Vorwürfe zu Operationen, welche vom beschuldigten Chirurgen entgegen dem verfassten OP-Protokoll nicht selbst vorgenommen worden waren. Belegt wurden diese Vorwürfe offenbar durch OP-Protokolle welche zeitlich gleichzeitig stattfindende Operationen des Klinikleiters in AKH und Privatklinik dokumentieren.
Ausgangspunkt war offenbar ein anonymes Schreiben an die Patientenanwaltschaft in dem der Vorwurf erhoben wurde, dass der Chirurg auf Operationsprotokollen des AKH als Hauptoperateur aufscheine, obwohl er physisch gar nicht anwesend war – sondern stattdessen (beides dokumentiert) zeitgleich an der Privatklinik operiert habe.
Die Patientenanwaltschaft soll in der Folge die Staatsanwaltschaft eingeschaltet haben und den KAV informiert haben. Während – nach jetzigem Wissensstand – die Staatsanwaltschaft keine nach außen sichtbaren Schritte setzte, wurde die interne Revision des KAV aktiv und übermittelte Ende Juli einen Zwischenbericht an den Rektor der MedUni Wien.
Markus Müller setzte daraufhin eine aus 5 Personen bestehende Prüfkommission ein. Diese legte am 2. Oktober ihren Bericht vor, in dem festgestellt wird, dass "der betroffene Chirurg bei der weitaus überwiegenden Zahl der untersuchten Operationen" zwar im OP-Protokoll eingetragen war, die Operation jedoch nicht selbst vorgenommen habe. Diese Missstände bestünden, so die Kommission, zumindest seit dem Jahr 2014; Stichproben an derselben Klinik ergaben, dass es die falschen OP-Einträge immer nur bei dem im Fokus stehenden Chirurgen habe und es sich demnach um kein generelles Problem der Dokumentation an der betroffenen Universitätsklinik handeln könne.
Die Kommission gab daher die Empfehlung ab, dienstrechtliche Schritte zu setzen woraufhin der Rektor den betroffenen Arzt mit sofortiger Wirkung dienstfrei stellte und (weitere) dienstrechtliche Schritte einleitete.

Bericht in der "Presse"
Bericht im Standard
Bericht auf der Homepage der MedUni Wien