Rund um das "Forum Alpbach" kommt es zu einer Reihe von Wortmeldungen und Interviews, die sich (teilweise) nähere Betrachtung verdienen. Sorgten vor wenigen Tagen Aussagen des Wissenschaftsministers für Unruhe beim Koalitionspartner ("Die Themen Studiengebühren und Zugangsregeln sind nicht ad acta gelegt"), war es zuletzt der Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Heinrich Schmidinger, der die Gelegenheit nutzte um einmal mehr auf die bedrohliche Unterfinanzierung der Universitäten hinzuweisen. Schmidinger im Wortlaut:
Wir haben dieses Jahr in erstmaliger und einmaliger Gemeinsamkeit mit dem Uni-Ministerium dieselben Zahlen errechnet. Das sind jene bereits bekannten 1,5 Milliarden Euro, die wir für die drei Jahre von 2016 bis 2018 bräuchten. Später hat die Politik entschieden, dass ein großer Brocken davon – rund 500 Millionen Euro für die Studienplatzfinanzierung – doch noch einmal verschoben wird. Das haben die Universitäten akzeptiert. Die verbleibende Milliarde, an der gibt es nichts mehr zu rütteln. Weniger geht nicht.
Aktuell speziell dazu ein Interview der "Presse" mit Minister Mitterlehner, in dem dieser angibt: "wenn wir die Abgeltung der Inflation erreichen, sollten wir das als Lösung interpretieren." Im Folgenden das Interview zur Finanzierung der Universitäten und der KPJ-Studierenden im Wortlaut

Die Presse: In Alpbach herrscht in der Uni-Szene traditionell einträchtige Stimmung. Wird es immer noch so sein, wenn Sie das Budget für die Jahre 2016 bis 2018 präsentiert haben?
Reinhold Mitterlehner: Das werden die nächsten Wochen zeigen, wenn ich die Gespräche mit dem Finanzminister führe. Einige der Teilnehmer hätten sich ja gewünscht, dass Michael Spindelegger auch zu den Alpbacher Hochschulgesprächen gekommen wäre.

Ist sich Spindelegger der Bedeutung des Themas bewusst?
Ich denke schon. Wir stecken im fünften Jahr einer Wirtschaftskrise, in der täglich auf die große Bedeutung der Wissensgesellschaft hingewiesen wird. Und wenn man sieht, dass wir in Österreich 1,5 Prozent des BIP für den tertiären Sektor ausgeben, die USA aber 2,8 Prozent, dann sieht man: In dem Bereich kann man sicher nicht die Heckenschere anlegen.

Die Unis fordern eine Milliarde – tragen Sie das mit?
Das ist eine semantische Frage. Für uns beinhaltet die Milliarde auch Bauten und Forschung. Der Kern ist: 615 Millionen Euro sind für die Abgeltung der Inflation notwendig. Wenn wir das erreichen, sollten wir das als Lösung interpretieren. Und nicht semantische Streitigkeiten austragen.

Zuletzt drohten Medizinstudenten mit der Abwanderung wegen der fehlenden Entlohnung im Praxisjahr. Warum fällt es Österreich so schwer, gut ausgebildete Menschen im Land zu halten?
Ein Problem ist, dass uns gesicherte Daten fehlen. Wir haben nur eine Umfrage unter Studierenden, die besagt, dass 42 Prozent der Medizinabsolventen überlegen, das Land zu verlassen. Genaueres wissen wir noch nicht. Wir müssen uns aber auf jeden Fall mehr einfallen lassen, wenn wir die Menschen im Land halten wollen. Da sind aber diejenigen gefordert, die für den Gesundheitsbereich verantwortlich sind.

Das heißt, Sie sehen sich nicht in der Verantwortung.
Die Rollenverteilung ist klar. Derjenige, der die Mediziner braucht, muss sich auch selbst darum kümmern, Anreize zu schaffen. Für die Umsetzung im Bereich der Gesundheitsversorgung sind die Landesregierungen und die Krankenhausträger zuständig.

Wie können Anreize aussehen?
Da geht es nicht nur um Geld, sondern um vieles mehr: Zukunftsperspektiven, Hilfe bei der Wohnungssuche und Ähnliches. Wenn man zudem etwa beim klinisch-praktischen Jahr noch eine finanzielle Honorierung in Aussicht stellt, würde sich die Chance, die Menschen zu halten, noch verbessern.

Die Entlohnung soll aber nicht aus dem Wissenschaftsministerium kommen?
Wenn ein Curriculum das klinisch-praktische Jahr festschreibt, werde ich als Minister nicht sagen: Das bezahle ich auch noch. Dann muss derjenige in die Kasse greifen, der die Absolventen haben will, also der Krankenanstaltsträger. Im Burgenland und Vorarlberg wird das gemacht.

Wie viel?
Das könnten zwischen 400 und 600 Euro pro Monat sein. Man kann auch differenzierter vorgehen: Im städtischen Bereich muss man das womöglich nicht anbieten, um junge Ärzte anzuziehen. Im ländlichen Bereich vielleicht schon. Es geht hier auch um einen positiven Wettbewerb der Regionen.

Sind die Länder säumig, sich da Ideen einfallen zu lassen?
Säumig ist ein zu starker Begriff. Ich glaube, wir haben die Potenziale nicht optimiert.

An den Unis stützt sich Österreich auf eine Quotenregelung für inländische Studierende, um einen Medizinermangel zu verhindern. Brauchte es nicht auch hier endlich eine echte Lösung?
2016 haben wir die nächste Verhandlung mit der EU. Da werden wir versuchen, die derzeitige Regelung zu verlängern.

Immer wieder werden Forderungen laut, die Quote auf andere Fächer, etwa Psychologie, auszudehnen.
Das kann ich mir vorstellen, ist aber derzeit spekulativ. Anfang des Jahres werden wir die derzeitigen Zugangsbeschränkungen evaluieren. Und dann diskutieren wir mit der SPÖ, wie es weitergeht. Eine Quotenregelung für weitere Fächer wäre eine Variante.

Originalbeitrag in: Die Presse