In der Tageszeitung Kurier äußert sich der Vorsitzende des Universitätsrates der MedUni Wien auf eine - wie in der "Presse" zurückhaltend angemerkt - "ungewöhnliche" Art und Weise zum derzeit laufenden Verfahren der Rektorswahl.
In einem (unten wiedergegebenen) Interview beklagt Busek die politischen Interventionen die ihn in dieser Sache erreichten und er nennt - im laufenden Verfahren, wohlgemerkt - mit Michael Stampfer auch öffentlich den Namen eines Bewerbers den er für ungeeignet hält und begründet dies mit der Nichterfüllung der Ausschreibungskriterien: ..er ist Jurist, und in der Ausschreibung heißt es, "Medizin oder ein verwandtes Fach".
Nun kann man über passende Kandidaten und passende Statements jeweils eigener (und durchaus geteilter) Meinung sein, aber: der Ausschreibungstext spricht von "vorzugsweise Medizin..."
KURIER: Herr Doktor Busek, bei der MedUni Wien steht eine Rektorenbestellung an. Nach welchen Kriterien werden Sie als Vorsitzender des Universitätsrats vorgehen?
Erhard Busek: Die MedUni Wien hat sich ganz gut entwickelt. Sie liegt in internationalen Rankings an 35. Stelle, was im Vergleich zu anderen heimischen Universitäten sehr gut ist. Es geht jetzt darum, ob es uns gelingt, unsere internationale Qualität zu festigen.
Gibt es auch internationale Bewerber?
Erfreulicherweise ja, wenn auch nur aus dem deutschen Sprachraum. Die Diskussion unter den Professoren geht aber zu einem Gutteil in die Richtung, jemandem aus dem Heimatstall zu nehmen. Beworben hat sich auch Dr. Stampfer vom Wiener Technologiefonds. Ich habe nichts gegen ihn, aber er ist Jurist und hat noch nie eine Medizin-Abteilung geleitet. Da wird mir gesagt, er sei ein Freund des Bürgermeisters. Mag schon sein, aber eine Freundschaft zu wem auch immer ist für mich kein Qualitätsmerkmal.
Am 15. April findet das Kandidaten-Hearing statt. Wissen Sie schon, wer zugelassen wird?
Wir müssen aus den sechzehn Bewerbern jetzt acht für das Hearing auswählen. Ich bin ja wirklich einiges aus der Politik gewohnt, aber was sich hier abspielt, überrascht selbst mich. Hier wird interveniert von der SPÖ-Seite, von der Kultusgemeinde, vom Cartellverband, von irgendwelchen Logen und natürlich läuft sehr viel über Freundschaften. Es ist unglaublich. Ich hoffe, dass ich hier halbwegs durchsteuern kann.
Wie Sie eingangs gesagt haben, wird die Internationalität ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl sein. Was noch?
Voraussetzung ist, dass die Ausschreibungskriterien erfüllt werden. Bei Herrn Stampfer ist das nicht der Fall, er ist Jurist, und in der Ausschreibung heißt es, "Medizin oder ein verwandtes Fach".
Mit der Stadt Wien gibt es nicht nur einen Personal-Konflikt, sondern auch einen Streit um ein Grundstück. Die Stadt will auf dem Gelände des AKH eine Privatklinik erbauen lassen.
Wir würden das Grundstück notwendig brauchen, weil wir ein Neuro-Zentrum errichten müssen und nicht wissen, wo wir es hinbauen sollen. Der politische Hintergrund ist, dass Stadtrat Ludwig im Abtausch für das AKH-Grundstück einen Baugrund im 8. Bezirk bekommt, wo er Wohnungen errichten will. Wenn Sie die Mehrheitsverhältnisse im 8. Bezirk betrachten, wissen Sie, warum.
Sie meinen, die SPÖ will einen Gemeindebau hinbauen in der Hoffnung, dass der Achte dann wieder rot wird?
Richtig. wobei ich bezweifle, ob das heutzutage noch so funktioniert. Aber die Wiener SPÖ ist im Moment wieder sehr rückschrittlich gestrickt.
Originalbeitrag in: Kurier
Kommentare
Letztklassig und unwürdig.
ABER: Die Prophezeiungen von Luis Trenker sind voll "auf Linie". Hut ab : )
Im Ausschreibungstext wird neben mehreren Qualifikationen,die der SPÖ-Mann ebenfalls überwiegend nicht erfüllt, ein"abgeschlossenes Universitätsstudium, vorzugsweise ein Medizin-oder verwandtes Studium" gefordert. Paradox erscheint nun, dass er trotzdem zum Hearing eingeladen wurde. Da die Findungskommission, also Busek und Wagner, ihren Vorschlag einstimmig beschließen müssen,ergibt sich unschwer der Schluss, dass da ein Gegengeschäft abgeschlossen worden ist. Busek hat akzeptiert und behält sich im Hinterkopf, den delikaten Bissen erst am Schluss zu genießen.